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LEARNING BY DOING — Ein nachhaltiger Teilzeit-Ausstieg
Saarländisches Staatstheater • Saarbrücken, 2019
Beteiligte
Inszenierung | Dorothea Schroeder |
Ausstattung | Gregor Wickert |
Dramaturgie | Corinna Popp |
Mit | Michael Wischniowksi |
Ensemble4 | Inga Brandel, Petra Crauser-Sauer, Su Cremer, Mona Jöst, Silke Glaser, Andrea Görgen, Sonja Mikeska, Thomas Malburg, Karin Schmidt, Nina Reifferscheid, Rieka Pauer, Stefan Pinkawa, Daniela Schaffart, Volker Wieland |
Saarbrücker Zeitung, 2.Juni 2019
»Eine echt abgefahrene Produktion, denn tatsächlich geht‘s hier auf eine rund zweistündige Busfahrt quer durch Saarbrücken – mobiles Doku-Theater als Magical Mystery Tour.«
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Saarländischer Rundfunk KulturRadio, 3. Juni 2019
“Fast jeder hat sich schon mal die Frage gestellt: Was wäre, wenn ich mein Leben einfach vom Kopf auf die Füße stellen würde? Den Job hinschmeißen, die Wohnung kündigen, woanders neu anfangen. Das Saarländische Staatstheater inszeniert nun eine Theater-Bustour, die zur Begegnung mit echten Aussteigern einlädt. Doro Schroeders „Learning by doing“ ist dabei weniger Doku- als Erlebnistheater.
Wir begegnen auf der Rundfahrt natürlich dem Hippie, Weltenbummler und Naturmenschen, der von seinen Abenteuern in aller Herren Länder berichtet. Aus einer Zeit noch ohne Smartphones, sozialer Netzwerke und Selfies aus jedem Winkel der Welt. Was gleich die Grundsatzfrage aufwirft: Kann man denn heute eigentlich noch aussteigen und wenn ja, wie? Vielleicht kann ja der Berufungsberater weiterhelfen (…)
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Pfiffig der Stopp beim Technischen Hilfswerk. Das wirbt übrigens tatsächlich mit dem Slogan: „Raus aus dem Alltag, rein ins THW!“ Das Thema Aussteigen also mal um die Ecke gedacht. Und hier müssen die Theaterbesucher nun tatsächlich selbst anpacken und mit eigenen Händen Sandsäcke füllen. Zur Abwehr der nächsten Hochwasserflut. Die Botschaft ist klar: es geht nicht nur um Selbstverwirklichung, ich kann auch etwas für die Gesellschaft tun. Mehr noch: Aussteigen geht ja überhaupt nicht ohne die Normalos, also ohne die angepasste Mehrheitsgesellschaft. (…)
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Beim gemeinsamen Selbstversorger-Abendmahl unter freiem Himmel zum Ende dieser Theaterbustour, neigt man dazu, das Aussteigen vielleicht doch etwas zu stark zu romantisieren. Man fühlt dieses Greta-Moment in sich: Ein anderes, besseres Leben muss doch Hier und Jetzt möglich sein, um am Montagmorgen dann doch wieder brav zur Abend zu fahren. Das ist aber zugleich die Chance dieses Theaterabends: Dass man sich dieser inneren Spannungen und Widersprüche, in denen man Tag für Tag lebt, verstärkt bewusst wird. Und dass man diese im Grunde sehr bürgerlich, ja vielleicht sogar spießige Phantasie, einfach mal alles hinter sich zu lassen, die von einer ganzen Selbstfindungsindustrie bedient wird, ein für alle Mal überwindet.
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