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Rest of Europe — UA von Nicoleta Esinencu

Schauspielhaus Graz, 2018

Esinencu, Gühlstorff

© Lupi Spuma

Esinencu, Gühlstorff

© Lupi Spuma

Esinencu, Gühlstorff

© Lupi Spuma

Esinencu, Gühlstorff

© Lupi Spuma

Beteiligte

Regie

Nina Gühlstorff

Ausstattung

Prisca Baumann

Musik

Traian

Dramaturgie

Elisabeth Geyer

Mit

Mathias Lodd, Mercy Dorcas Otieno, Tamara Semzow, Traian

Weitere Termine

www.schauspielhaus-graz.com

Die Europäische Union gilt als eines der größten und erfolgreichsten Friedensprojekte der Welt – 2012 wurde sie dafür sogar mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Seit sechs Jahrzehnten, hieß es in der Begründung, habe die Europäische Union entscheidend zur friedlichen Entwicklung des Kontinents beigetragen, Zusammenwachsen und Integration befördert. Fünf Jahre später, nach gerade noch abgewandtem Grexit und tatsächlich beschlossenem Brexit, angesichts massiv erstarkendem Nationalismus und Rufen nach Wiederaufziehen längst gefallener Grenzen, ist von Zusammenhalt und Solidarität immer weniger zu spüren, scheint die EU vor einer Zerreißprobe zu stehen. Erleben wir gerade den Zerfall Europas? Ist das der Rest, der davon übrigbleibt? Oder befindet sich das Projekt Europa nur vorübergehend in einem Dornröschenschlaf, aus dem es aufzuwachen gilt?

Die moldawische Autorin Nicoleta Esinencu unterzieht Europa in ihrem eigens für das Schauspielhaus Graz geschriebenen Stück „Rest of Europe“ einer Bestandsaufnahme, vermisst seine aktuellen (ideologischen) Grenzen. Ausgehend von Straßburg, wo Maxim – ein moldawischer Student – seinen Lebensunterhalt als Kellner im EU-Parlament verdient, spinnt sie ein Netz aus miteinander verwobenen Geschichten über die Widersprüchlichkeiten zwischen der „europäischen Idee“ und den herrschenden Verhältnissen. Ihr Hauptaugenmerk gilt dabei den „Schwachen“ der Gesellschaft, den Übriggebliebenen, den „Rest people“ – wie es im Stück einmal heißt. Anhand von literarisch verdichtetem, ursprünglich dokumentarischen Material entlarvt sie zur Normalität verkommene, real existierende Absurditäten, mit denen die(se) Menschen konfrontiert sind, denen sie sich aber nicht entziehen können. Dabei verweist sie immer auch auf die Rolle der Medien, ihre Macht, ihren Einfluss darauf, wie die Welt wahrgenommen wird und vermeintliche Tatsachen geschaffen werden.

„Rest of Europe“ ist der Auftakt eines zweiteiligen Projekts zwischen Graz und der moldawischen Hauptstadt Chisinau. Denn Nicoleta Esinencu schreibt gleich zwei Stücke, die mit einem aus moldawischen und österreichischen Mitwirkenden gemischten Ensemble und Team unabhängig voneinander produziert und aufgeführt werden: eines am Schauspielhaus Graz, das andere mit dem Teatru-spălătorie, Esinencus freier Theatertruppe in Chisinau. Jedes der Stücke funktioniert für sich allein und wird einzeln gespielt, jedoch sind sie auch zwei Teile eines Ganzen, das sowohl in Moldawien als auch in Österreich gemeinsam zu sehen sein wird.