◄ zurück
Wir sind selig — UA von Michèle Rothen
Konzertheater Bern/ Heitere Fahne, 2015
Beteiligte
Regie | Nina Gühlstorff |
Bühne | Renate Wünsch |
Kostüme | Myriam Casanova |
Dramaturgie | Sabrina Hofer |
Mit | Heidi Maria Glössner, Pascal Goffin, Sophie Hottinger, Mona Kloos, Stefano Wenk |
Anna und Eric, Sophie und David sind typische «Ypsiloner». Sie gehören zu jener Generation, die nach Selbstverwirklichung in allen Lebensbereichen strebt und dabei die Frage nach dem Sinn des Seins und Tuns keine Sekunde aus den Augen verlieren. Nach dem Motto «Anything Goes» leben sie ein selbstbestimmtes, anspruchsvolles und gleichzeitig ambivalentes Leben in ihren Lofts oder Altbauwohnungen zwischen Eames-Stühlen und Minotti-Sofas in Berlin, Zürich oder Bern. Als «Digital-Natives» sind sie nie ganz auf sich allein gestellt, sondern mit WhatsApp, Facebook, Twitter über ihre Smartphones ständig mit der ganzen Welt verbunden. Das Suchen von Antworten und Lösungen in Netzwerken ist elementarer Bestandteil des Alltags. Geteiltes Wissen ist Macht und konstruktives Feedback bringt die Gemeinschaft sowie auch einen selbst weiter. Allerdings hat es in dieser Welt der Likes nur wenig Platz für Trauer und lebenserschütternde Nachrichten. Als Anna in ihrer ersten Schwangerschaft eine Fehlgeburt erleidet, wachsen in ihr nicht nur die Zweifel darüber, ob ihr Partner Eric der richtige Mann und der wirkliche Vater ist, auch ihr Mitteilungsbedürfnis steigert sich ins Groteske. Nachdem sie auf Facebook nicht die erwarteten Reaktionen erhält, lädt sie alle ihre Freunde zu einer Abschiedsfeier für ihr ungeborenes Kind ein. Sophie und David, die stolzen aber überforderten Eltern von Zwillingen, finden sich ein und eine bitter-böse Schlammschlacht nimmt ihren Lauf, in der sich die «Ypsiloner» nicht nur gegenseitig in ihrem hedonistischen Selbstverständnis entlarven, sondern auch die Probleme und Sehnsüchte einer ganzen Generation verhandeln.
“Wir sind selig” ist das Debut von Michèle Roten als Dramatikerin, eine pointierte Bestandsaufnahme über die Konsequenzen einer Multioptionsgesellschaft. In scharfen Dialogen rechnet sie humorvoll aber gnadenlos mit der unerträglichen Grenzenlosigkeit des Seins ab.